Die Verfettung der Welt


Gerade komme ich von einer Party mit den lieben Kollegen und ihren herrlichen Kids. In Hongkong gilt die Ein-Kind-Regel nicht. Es wird wie immer reichlich gegessen und getrunken; kein Wunder nach der langen chinesischen Geschichte, geprägt von ständigen Hungersnöten. Etwas irritiert mich: die Hälfte der Chinesen-Kinder ist zwar sehr niedlich, aber schlichtweg zu dick. Ein Drittel der Yankees ist ja bekanntlich fett, passend  zum historischen Niedergang ihres Landes, aber die künftigen Supermächte China und Indien folgen leider schnurstracks deren verhängnisvoller, von junk food dominierter Ernährungsweise.

Weltweit gibt es bereits 500 Millionen übergewichtige Erwachsene. Und ihre Zahl wächst rasant. Fette Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einige Krebsformen, Diabetes Typ 2, Osteoarthritis, Asthma. Wo kommt diese Epidemie so plötzlich her? Unsere Gene haben sich in den letzten 30 Jahren nicht verändert. Also Ernährung, Bewegungsmangel plus genetische Veranlagungen, Epigenetik? Ja, alles richtig! Jetzt wurden darüber hinaus sehr überraschende Dickmacher gefunden: Bakterien! Shanghaier Forscher der Jiaotong University  haben in einer Studie über 8 Jahre hinweg den Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Fettsucht untersucht.

In der Zeitschrift der International Society for Microbial Ecology (ISME) vom 19.12.2012 berichtet Prof. Zhao Liping darüber. Er hat Bakterien identifiziert, die Fettsucht verursachen. Enterobacter cloakae wurde im Darm von extrem fetten Menschen in großen Mengen angetroffen. Ein Patient mit 385 Pfund verlor 66 Pfund in nur 9 Wochen und nach 23 Wochen gar 113 Pfund, nachdem er einer Diät aus Vollkorn-Nahrung, Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) und Präbiotika unterworfen wurde, die Enterobacter cloakae fast auf Null brachte. Auch überwand er seinen Bluthochdruck ebenso wie seine Fettleber und Diabetes Typ 2. Selbst einer der zu dicken Autoren der Studie, Meister Prof . Zhao, verlor 44 Pfund in zwei Jahren.

Prof. Zhao Liping, Associate Dean der Jiao Tong University School of Life Sciences and Biotechnology und inzwischen ein berühmter Mann in China, erklärte auf einer Pressekonferenz, dass ein Giftstoff, ein Enterotoxin des Bakteriums, Gene im Menschen aktiviert, die Fett speichern und umgekehrt Gene inaktiviert, die einen Fettverbrauch steuern. Keimfrei aufgezogene Mäuse, die mit Enterobakterien infiziert wurden, verfetteten sofort. Aha, eine bequeme Ausrede? Sie verfetteten jedoch nur, wenn sie fettreiche Nahrung fraßen. Man sollte also nicht die gesamte Schuld den Winzlingen geben. Die Regel bleibt: bewusste gesunde Ernährung!

Barry Marshall und Robin Warren im australischen Perth fanden 1982 das Magenkrebs verursachende Bakterium Helicobacter pylori und wurden damals ausgelacht: die Magensäure (stark konzentriert wie in einer Autobatterie!) töte alle Bakterien sofort ab. 23 Jahre später bekamen sie den Nobelpreis für Medizin!


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