Käffchen fürs Bienchen


Essen Sie gern Honig? Haben Sie dabei einen Lieblingsgeschmack? Die Grundlage für solche „Sortierung“ ist die Blütenstetigkeit der Honigbiene; eine einmal gefundene Quelle wird so lange wie möglich angeflogen. Das US-Magazin „Science“ überraschte nun im März zum Saisonauftakt mit folgender Nachricht: Bienen können sich an Blüten besser erinnern, wenn deren Nektar koffeinhaltig ist. Das Koffein hat offenbar eine pharmakologische Wirkung auf ihr Gehirn, es verbessert das Langzeitgedächtnis der Bienen.

Prof. Geraldine Wright, Neurowissenschaftlerin an der Universität von Newcastle und Hauptautorin der Studie, sagt in „National Geographic“: Koffein ist eine Verbindung, deren ökologische Aufgabe hauptsächlich darin besteht, gierige Pflanzenfresser durch eine leichte Vergiftung abzuschrecken. Doch auch ein weiterer, höchst eigennütziger Effekt tritt ein: die Pflanze löst heimlich einen Rausch bei ihrem hochwillkommenen Bestäuber aus. Die Forscher wählten für das Experiment Pflanzen, deren Blütennektar unterschiedliche Mengen von Koffein enthält: drei Kaffee- und drei Zitrusfruchtarten (Grapefruit, Pomelo und Mandarine). Um die Reaktion der Bienen auf das Koffein zu testen, machten die Forscher ein klassisches Konditionierungsexperiment. Die Insekten bekamen von den Wissenschaftlern Nektar mit unterschiedlichen Koffeinkonzentrationen verabreicht, dabei wurden sie gleichzeitig auch einem blumigen Duft ausgesetzt. Konfrontierte man die Tiere 72 Stunden später wieder mit diesem Duft, reagierten jene Bienen, die koffeinierten Nektar gesaugt hatten, stärker als diejenigen, die einfachen Nektar tranken. Die „Koffein-Abhängigen“ streckten ihre Rüssel viel schneller zum Fressen aus.

Das erinnert an das berühmte Hund-Glocke-Experiment des russischen Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow (1849-1930). Beim Pawlowschen Hund wurde die Gabe von Futter immer mit einem Glockenton verbunden. Nach mehreren Wiederholungen war schon allein auf den Glockenton hin ein Speichelfluss des Hundes zu beobachten.

Die Wissenschaftler testeten anschließend die Wirkungen von Koffein auf die Nervenzellen, die an Sensorik und Erinnerungsvermögen im Bienenhirn beteiligt sind. Durch Messung der Zellelektrizität fanden sie heraus, dass die Zellen mit Koffein erregbarer, also leichter empfänglich für sensorische Stimuli waren und sogar ein Erinnerungspotenzial für Koffein entwickelten. Pflanzen profitieren offenbar von koffeinhaltigem Nektar, wenn die Bienen sie dadurch häufiger anfliegen. Bei den Versuchspflanzen überschritt die Konzentration in der Blüte dabei nie eine gewisse Schwelle der Bitterkeit. In anderen Gewebeteilen ist häufig mehr Koffein enthalten. Die Pflanze hat also die Dosis in ihrem Nektar den Bienen sehr gut angepasst. Schlau, die Evolution!

Gehen Sie mal raus, das große Blühen beginnt gerade. Und vielleicht hören Sie es dann flüstern: „Hei, süße Maja, die Tulpen haben heute leckeren Kaffee Latte im Angebot.“

 


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